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![]() Judith Schalansky - Der Hals der Giraffe Ein in nüchterner Sprache verfasster Roman über eine Biologielehrerin, bei dem geschmunzelt, aber auch mitgefühlt werden darf.
Die Lehrerin Inge Lohmark unterrichtet seit über dreißig Jahren Biologie und muss miterleben, wie sich ihre Mitmenschen dem Lauf der Natur verweigern. Das Gymnasium auf dem sie tätig ist, schließt in vier Jahren, da die Anzahl der Schüler immer geringer wird. Von ihrem Mann Wolfgang hat sie sich längst entfernt, ihm ist seine Straußenzucht zum Lebensmittelpunkt geworden. Tochter Claudia ist schon lange in Amerika und denkt nicht an Heimkehr und auch nicht daran, Inge zur Großmutter zu machen. Während diese tatenlos zusieht, wenn Ellen von ihren Mitschülern gequält wird, entwickelt sie plötzlich für Erika aus der 9. Klasse mehr als jene Hassgefühle, mit denen sie ihren Schülern normalerweise gegenübertritt.
" (...) Man konnte die Konzentration förmlich riechen. Schweißabsonderung. Der Versuch, einmal Vergessenes wieder zu Tage zu fördern. Erinnerung konnte trügerisch sein. Erinnerung war trügerisch. Lauter blinde Flecken, die das Gehirn ausfüllte. Horror vacui. Die Natur ertrug keine Leere." Judith Schalansky (geb. 1980) erzählt überzeugend von einer einsamen und verbitterten Frau, die für ihre Schüler und Kollegen nur Abneigung empfindet. Ihre Protagonistin erwartet sich beruflich und auch privat nichts mehr vom Leben. Das Werk, welches unter anderem Theman wie Überalterung und Landflucht behandelt, verleitet oft zum Schmunzeln und trifft daher besonders hart, als man erfährt, dass Inge ihre Tochter, die sie selbst unterrichtete, nicht vor den Hänseleien der Mitschüler beschützt hat. Schalansky, die ebenso als Buchgestalterin tätig ist, war das optische und haptische Empfinden ihres neuen Werkes sehr wichtig. Das Buch hat einen groben Leineneinband und beinhaltet mehrere Abbildungen, wie man sie aus älteren Biologiebüchern kennt.
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